In letzter Zeit bin ich echt total kreativ und überlege, "Das V/M Experiment" zu einem Buch zu schreiben, aber für das erste Feedback gibt es jetzt erst mal den Blog hier.
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Kopfschüttelnd stellte ich mich in die Reihe der wartenden Schüler. //Was denkt der sich eigentlich? ‚Ich habe noch was zu erledigen, halt mir einen Platz frei. Bittedankeschön!‘ und weg war er// Mag ja sein, dass mein Bruder hier an der Schule alles bekommt, nur indem er einem Mädchen zuzwinkert, aber dass er sich jetzt schon erdreistete, seine eigene Schwester zu behandeln wie eine von ihnen, war mir neu. Ich wusste zu gut, was er noch erledigen musste. Er hatte noch ein Date mit einem Mädchen aus seinem Deutschkurs. Ich musste wider Willen grinsen, er war einfach ein Star. Und als solcher wurde er ohne genug Aufmerksamkeit ganz schnell ganz schlecht gelaunt. Das konnte ich dann einfach nicht haben. Deshalb, und nur deshalb, ließ ich ihm den Spaß sich jede Pause mit einem anderen Mädchen zu treffen. Pfff. Er hätte eigentlich gar nicht nett zu den Mädchen sein müssen. Allein wegen seines Aussehens gehörte er zu den meißt umschwärmten Leuten der Schule. Genauso wie alle andern, die zu meinem Freundeskreis gehörten. Naja, wenn er gern in Liebesbriefen ertrinken wollte… //Ist ja schließlich nicht so, als wäre ich für ihn verantwortlich oder so…// Er war zwar ein Jahr jünger als ich, aber er konnte durchaus auf sich selbst aufpassen. Inzwischen war ich vorne an der Schlange. „Was darf es denn heute sein?“, fragte mich eine hochmotivierte Frau hinter dem Tresen. Jeder Schüler wird sich jetzt warscheinlich wundern: Eine hochmotivierte Cafeteriafrau? Ja, an meiner Schule schon. Aber das hat seine Gründe. „Zwei mal Blutorangensaft, bitte.“ Ich lächelte die Frau an und klpofte unauffällig mit der Zunge gegen meine Zähne. Die Frau nahm das mit einem leichten Nicken zur Kenntniss. Auch das hatte einen Grund. Sie stellte zwei der üblichen Kristallgläser auf mein Tablett und füllte sie zu ¾ mit der roten Flüssigkeit. „Dankeschön.“ Ich nahm das Tablett und lief an der Essensausgabe vorbei, ohne auch nur nachzusehen, welche Gerichte heute angeboten wurden. Aus Langeweile balancierte ich das Tablett auf zwei Fingern, als ich mir einen Weg durch das Chaos von Schach-clubern, Wissenschaftsfreaks, Mathematikern, Schreibbegeisterten, Skatern, Strebern, Sportlern und Schauspielern bahnte, um mich an den Tisch zu setzen, wo meine Freunde schon versammelt waren. „Hey Barbie! Ich war so nett und habe dir einen Platz freigehalten, direkt neben mir. Du darfst dich geehrt fühlen und dich setzen.“, begrüste mich Jean. Er war vor einem Jahr aus England hierhergezogen und verdrehte seitdem allen Schülerinnen den Kopf mit seinem Akzent. Ich verdrehte theatralisch die Augen. „Erstens bin ich keine Barbie und zweitens ist der Stuhl neben dir nur frei, weil hinter deinem Machogehabe ein kleiner vertrottelter Idiot steckt und das alle Mädchen an diesem Tisch schon verstanden haben.“ //Die hat gesessen. Go me!// Der gesamte Tisch lachte, aber Jean lachte nur blöd mit. „Außerdem“, fuhr ich fort, „muss ich noch einen Platz für mein Bruderherz freihalten.“ Ich wollte gerade auf zwei nebeneinanderliegende Stühle zumarschieren, als Jean einen Arm um meine Hüfte legte und mich mit einem Ruck auf seinen Schoß zog. „Du kannst ja hier sitzen, dann hat dein Bruder neben uns Platz. Dagegen hast du doch sicher nichts einzuwenden, oder?“, säuselte er. Bei jeder anderen Schülerin wäre das Tablett spätestens nach diesem plötzlichen Ruck auf den Boden gefallen, aber ich balancierte es immer noch auf zwei Fingern.. Dafür gab es einen Grund. Die anderen am Tisch hätten mich jetzt anstarren müssen und fragen, wie um alles in der Welt ich es geschafft hatte, nicht einen einzigen Tropfen der Getränke zu verschütten. Aber das taten sie nicht. Auch dafür gab es einen Grund. Ich stand ohne zu zögern wieder von Jeans Schoß auf und scheuerte ihm erst einmal eine Backpfeife. Er rieb überrascht über den roten Fleck, den meine Hand auf seiner Wange hinterlassen hatte, dann grinste er mich anzüglich an. „Dann eben ein anderes Mal, Barbie.“, sagte er. Ich funkelte ihn wütend an und setzte mich gerade so aus seiner Reichweite, was ihn unglaublich störte. Ich überkreuzte meine Beine so, dass er die Spitze meines Highheelabsatzes gut sehen konnte. //Jetzt kann er sich denken, dass ich eine weitere Anmache seinerseits mit etwas weitaus schmerzhalfterem als einer Ohrfeige quittieren werde.// Ich nahm mein Glas in die Hand und trank einen Schuck von der roten Flüssigkeit. Danach fühlte ich mich gleich wieder entspannter und ausgeruhter. Auch das hatte natürlich einen Grund. Die Cafeteriafrauen an meiner Schule waren hochmotiviert, weil das hier keine gewöhnliche Schule war. Ich hatte mit der Zuge gegen meine Zähne geklopft, weil ich keinen gewöhnlichen Orangensaft gewollt hatte. Ich hatte das Tablett nicht fallen lassen, weil ich keine gewöhnliche Schülerin war und meine Freunde waren nicht überrascht gewesen, weil sie wie ich waren. Wir waren Vampire.
Diese Schule beherrbergte sowohl Menschen als auch uns. Die Menschen wussten nichts von uns. Nur die Cafeteriafrauen waren eingeweit und versorgten uns jede Mittagspause mit als Blutorangensaft getarntem Blut aus dem Krankenhaus. Deshalb das Klopfen an die Zähne und die hochmotivierten Cafeteriafrauen. Es war so ein sicheres System. Wenn nicht alles so geregelt gewesen wäre, hätten meine Eltern sich nie bereiterklärt, mich auf eine Menschenschule gehen zu lassen und ich hätte auch persönlich nicht bei diesem Experiment mitmachen wollen. Aber der Direktor der Schule hatte das alles wirklich gut durchdacht. Natürlich unterstützten die Familien der anwesenden Vampire ihn sehr und wir taten auch, was wir konnten, um unser Geheimnis zu schützen und die Schule zu erhalten. Allein das Gerücht, dass Vampire an der Schule waren, hätte eine Massenpanik ausgelöst; zurecht. Auch wenn es zum Beispiel ein Mythos ist, dass wir nicht altern (wir altern nur sehr viel langsamer als Menschen) und dass wir in der Sonne verbrennen (das hat sich auch irgendein hirnverbrannter Wissenschaftler ausgedacht, denn die Sonne ist uns nicht einmal unangenehm, es ist nur so, dass wir früher bevorzugt in der Nacht jagten, weil wir im Gegensatz zu unserer Beute im Mondlicht genausogut sehen, wie im Sonnenlicht) stimmt die Sache mit dem Bluttrinken. Jedenfalls ist diese Schule für das Experiment Vampir-Mensch ausgewählt worden. Es beinhaltet, Vampire und Menschen an derselben Schule zu unterrichten, um zu erforschen, ob ein Zusammenleben beider Arten möglich ist. Im Moment beläuft sich die Zahl der Vampire der Schule auf uns acht. Mein Bruder Kaien, Jean, Chris, Piotr, mein bester Freund Romain, Sebastian, meine beste Freundin Kim und ich. Eigentlich mochte ich sie alle gerne, aber Jean ging mir mit seinen lahmen Sprüchen ziemlich auf die Nerven. Ich ließ meinen „Blutorangensaft“ im Glas hin und her schwappen und starrte nachdenklich in die Luft. Mein Leben hier gefiel mir von Tag zu Tag besser. Ich hielt es für eine wunderbare Erfahrung, an einer Schule für Menschen zu sein. Aber bei ein paar Speziallisten war ich mir nicht ganz sicher, was ihre Beweggründe waren. Sicher, wir waren alle geborene Vampire und hatten unseren Durst mit Drei Jahren schon völlig unter Kontrolle, aber hier waren gerade alle Vampire im Teenageralter und man konnte nie wissen, ob sie sich immer zu hundert Prozent an die Regeln hielten: Es wurde keiner Schülerin und keinem Schüler Blut abgenommen, niemald wurde beeinflusst, es gab keine Toten und das Einsetzen unserer Talente war bis auf einmalige Notfallsituationen untersagt.