„Helena! Ich rede mit dir!“ Kim sah mich gespielt beleidigt an. „Sorry“, Ich kratzte mich am Hinterkopf, „Was hast du eben gesagt?“ Sie verdrehte theatralisch die Augen. „Ich habe dich darauf hingewiesen, dass wir bald wieder Bericht schreiben müssen. „Was?! Warum schon wieder wir?“ Ich seufzte. Jede zweite Woche wollte der Rektor und dem Gremium der Vampire einen Bericht über den Verlauf des V/M-Experiments. Eigentlich hatten wir an der Schule abgemacht, dass wir die Berichte immer abwechselnd schreiben würden. Außerdem immer in Zweiergruppen. Es war eine Erleichterung für uns alle, da wir so nur jeden vierten Bericht schreiben mussten, aber irgendetwas war da wohl in der Reihenfolge schief gelaufen, schließlich hätten Kim und ich erst den Bericht nächsten Monat schreiben sollen. „Wir haben doch mit Romain und Piotr getauscht, schon vergessen?“, fragte mich Kim. Ich schüttelte den Kopf. „Ich denke mal, du willst es gleich hinter dich bringen?“, fragte ich. „Logisch. Dann haben wir noch den ganzen Abend frei.“ Sie hatte recht. Diese Freistunde, die wir gerade hatten, nutzten wir normalerweise gar nicht, sondern saßen einfach nur im Oberstufenraum oder draußen, je nach Wetter. Wenn wir jetzt den Bericht schrieben, konnten wir unseren Mittwochabend so gestalten, wie wir wollten. Ich stand auf und setzte mich vor den PC. „Wie war Geschichte bei dir?“, fragte ich, um die Zeit zu verkürzen, die der Computer zum hochfahren brauchte. „Machst du Witze? Du weißt genau, wie sehr mich doch die Geschichte interessiert.“, antwortete sie ironisch. Ich zuckte die Schultern. „Und?“, fragte ich erneut. „Also die Daten waren mein Verhängnis, würde ich sagen. Den Rest habe ich ohne Lernen hinbekommen. Bei der einen Aufgabe hatten wir ja sogar noch eine Quelle.“, antwortete sie. „Also ich hatte ja so meine Schwierigkeiten bei der Karikatur.“, erwiderte ich. „Ohje, dann wird die Geschichtsarbeit bei dir wohl eine Eins minus! Schäm dich, Helena, du bist eine Schande!“ Lachend boxte ich ihr in die Seite. „Tu nicht so, als wärst du schlechter als Zwei!“, sagte ich. Kim wandte sich dem Computer zu. „Also, Miss Delanuit, was schreiben wir dem hochverehrten Herrschaften?“, fragte ich mit gespieltem Ernst. „Nun, Miss Raveni, da es keine bemerkenswerten Zwischenfälle gegeben hat, würde ich den Bericht möglichst kurz halten.“ Kim redete nun nicht mehr mit mir, sie sprach. „Na dann mach mal.“, sagte ich und schmiss mich auf das alte Sofa in der Ecke des Oberstufenraums. „Ich verbitte mir so einen Ton!“, antwortete Kim, war aber schon fleißig dabei, zu tippen. Aus Langeweile kramte ich in meiner Tasche nach dem Schulplaner. Wie auf Kommando fragte Kim: „Haben wir Hausaufgaben?“ Ich schlug den Planer auf und ein kleiner Zettel segelte hinaus. „Nein. Aber wir schreiben bald wieder einen Test in Physik.“, antwortete ich. „Okay.“, kam es vom Computer. Ich bückte mich nach dem Zettel. Darauf fanden sich nur eine Uhrzeit und ein Ort.
15:40 Uhr, Biologieraum 3
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